Als Staatssekretär für Sport gebe ich folgende Stellungnahme zu den Ereignissen und den z.T. verbreiteten Darstellungen rund um die Berliner Wahlen und den Berlin-Marathon ab:
„Es ist bedauerlich, dass aufgrund der Medienberichterstattung gegenwärtig der Eindruck erweckt wird, dass für die am Wahlsonntag, den 26.9.2021 aufgetretenen organisatorischen Fehler und Verzögerungen, die zeitgleiche Durchführung des Berlin-Marathons verantwortlich ist.
Als Teil der „Six Star World Marathon Mayors“ ist der Berlin-Marathon in einen internationalen Wettkampfkalender eingebunden. Die vertraglichen Verpflichtungen und Verabredungen mit den beteiligten anderen Städten (hier: Chicago, New York, Tokio, London, Boston) erfordern terminliche Planungssicherheit – auch im Hinblick auf die immensen logistischen Herausforderungen dieser Sport-Großveranstaltungen. Die eventuellen Zeiträume werden meist schon mehrere Jahre im Voraus anberaumt, um Überschneidungen weitestgehend zu vermeiden und für alle beteiligten Stellen Planungssicherheit herzustellen. Traditionell findet der Berlin-Marathon dann immer am letzten September-Wochenende statt. Hier der Link zur Veranstaltungsserie: https://www.worldmarathonmajors.com/six-star
Eine Absage oder Verschiebung des Berlin-Marathons wäre also ohne die Inkaufnahme immenser Vertragsstrafen sowie eines gewaltigen Imageverlustes für die Sportmetropole Berlin nicht möglich.
Aufgrund der sich durch die Pandemie abzeichnenden starken Verdichtung von Veranstaltungen im öffentlichen Raum in der zweiten Jahreshälfte 2021 sowie aus der Erfahrung der bereits im Jahr 2017 bei der damaligen Bundestagswahl stattgefundenen Terminüberschneidung, hatte die Geschäftsführung des Marathon-Veranstalters, SCC Events GmbH, bereits im September 2020 den Bundespräsidenten auf die mögliche Terminüberschneidung in 2021 hingewiesen. Der Termin für die Bundestagswahl wurde erst im Dezember 2021 bekannt gegeben.
Mit Blick auf die komplikationslose parallele Durchführung der Wahlen und des Berlin-Marathons im Jahr 2017 wurde daher durch die Sportabteilung in der Senatsverwaltung für Inneres und Sport bereits Anfang Februar 2021 ein entsprechender Abstimmungsprozess initiiert und moderiert, der die logistischen und organisatorischen Themen zwischen SCC Events GmbH und der Landes- sowie den Bezirkswahlleitungen thematisierte. Entsprechende Verabredungen, u.a., dass die Auslieferung der Stimmzettel an die Wahllokale bereits spätestens am Samstag-Vormittag abgeschlossen sein müsse, wurden bereits frühzeitig in diesem Jahr getroffen und seitens der Landes- sowie der Bezirkswahlleitungen gegenüber SCC Events auch zugesichert. SCC Events schaffte zudem mit insgesamt 30 zusätzlichen Streckenquerungen, hunderten zusätzlichen Helfern und Ordnungsdienstkräften, zusätzlicher Beschilderung sowie einer interaktiven Karte ausreichende Orientierung für Wählerinnen und Wähler, wie sie zu Ihrem Wahllokal gelangen konnten. Auch hatte SCC Events in seiner Marathon-Koordinierungsstelle eine Hotline für die Landes- und Bezirkswahlleitungen geschalten, um bei Hinweisen sofort reagieren zu können. Auf dieser Hotline gingen keine Problemanzeigen oder Hilfeersuchen ein. Weiterhin ist festzuhalten, dass der übergroße Teil von verkehrsrechtlichen Streckensperrungen bereits nach 1 bis 2 Stunden wieder aufgehoben worden ist und dass der Marathon auch keinerlei Beeinträchtigung des schienengebundenen ÖPNV verursacht hat. Es ist weder SCC Events noch unserem Haus gegenwärtig irgendein Fall bekannt, in welchem eine Person durch den Berlin-Marathon daran gehindert gewesen war, ihr Wahllokal aufzusuchen.
Es liegt also gegenwärtig kein Anhaltspunkt vor, dass die Entscheidung, den Berlin-Marathon parallel zum Wahltag durchzuführen, für die aufgetretenen Probleme am vergangenen Wahlsonntag ursächlich gewesen wäre.“
Aleksander Dzembritzki, Staatssekretär für Sport